Jahresrundbrief – Frohe Weihnachten

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Liebe Mitmenschen,
sehr geehrte Kund*innen, Lieferanten, Aktionär*innen, Förder*innen, Kapitalgeber*innen, Mitarbeiter*innen & Geschäftspartner*innen,

die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel möchte ich auch in diesem Jahr nutzen, um mit Ihnen/Euch in Kontakt zu treten, auf das Jahr zurückzuschauen, Bilanz zu ziehen und einen Ausblick zu wagen auf das kommende Jahr 2021.
2020 wird uns allen wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Vielleicht als heftige Unterbrechung gewohnter Rhythmen, vielleicht aber auch als der Beginn neuer Denk- und Handlungsmuster im wirtschaftlichen Alltag.
Ich persönlich baue darauf, dass die überwiegende Bereitschaft zurückzustehen, um eine Überforderung unseres Gesundheitswesens möglichst zu vermeiden und jedem, der erkrankt, die nötige Aufmerksamkeit zuteilwerden zu lassen, vielleicht der Anfang einer ganz neuen Sichtweise auf das Leben ganz allgemein ist. Ganz gleich ob wir die Maßnahmen für richtig, übertrieben oder unzureichend halten, ist doch eines ganz deutlich geworden: Wirtschaften ist kein Selbstzweck, nicht unveränderlich und die freie Marktwirtschaft kein Allheilmittel. Wir können eingreifen und neue Prioritäten setzen. Schon viel zu lange hielten wir als Gesellschaft an der Überzeugung fest, der liberale Welthandel sei nun mal gesetzt und das Beste für alle. Der Stärkere setzt sich durch, alles andere ist eine Illusion. Auf einmal erleben wir, dass Flugzeuge am Boden bleiben, regionale Strukturen wieder wertvoll werden und der Staat regulierend Gelder verteilt.
Für die viel dramatischere Klimakrise können wir daraus sehr viel lernen und den Mut schöpfen, unumgängliche Veränderungen endlich beherzt anzugehen. Die Empathie, die der Staat derzeit gegenüber unseren schwächsten Mitmenschen einfordert, diese Empathie brauchen wir zukünftig gegenüber allen Menschen auf der Erde und der Schöpfung ganz allgemein.
Die letzten Jahrzehnte haben wir einen Grad materiellen Wohlstands entwickelt, der uns in Anbetracht der Gesamtweltlage nicht zusteht. Weiter auf materielle Wohlstandsmehrung zu setzen und zu hoffen, dass wir mit Technologien die Probleme schon in den Griff kriegen werden, halte ich inzwischen für unverantwortlich.
Keine Frage, Technologie ist eine feine Sache, die meisten Errungenschaften möchte auch ich nicht mehr missen. Was wir aus meiner Sicht aber sehr dringend brauchen, ist die Frage nach dem Nutzen für ein erfülltes Leben, dem Gleichgewicht zwischen dem Materiellen und dem sozialen Leben. Wollten wir nicht vor allem Technik, um Arbeit zu erleichtern, damit für die wirklich wichtigen Dinge mehr Zeit bleibt? Stattdessen nutzen wir Technik, um auf Teufel komm raus zu produzieren und dann mit immer raffinierteren Marketingmethoden Wünsche zu wecken, die uns Leben versprechen wo keines ist. Oder ist der kurze Kick, den neue Güter in uns auslösen, alles was wir vom Leben erwarten?
Die Grundlage neuen, nachhaltigen Wirtschaftens sehe ich im ökologischen Landbau. Hier erkennen wir bewusst natürliche Grenzen an, hier erleben wir nicht Chaos und Zerbruch, sondern Heilung und Ganzheit. Es ist eine große Freude zu erleben, dass wir selbst in diesem erneuten Dürrejahr weitestgehend ohne Beregnung, ohne zugekauften Dünger und ohne Pflanzenschutz ernten durften. Das zeigt, was in der Natur steckt, wenn wir sie uns zum Freund machen und nicht versuchen, sie zu unterwerfen, ihr mit künstlichen Methoden eine höhere Ernte abzuringen, die anschließend in Mastanlagen oder Mülltonnen landet.
Ähnliches gilt für die Ernährung. Aus eigener 40-jähriger Erfahrung mit einer vielseitigen Vollwerternährung, basierend auf wenig

Fleisch, viel Obst, Gemüse, Salat, Vollkornbrot, Müsli und möglichst wenig Zucker, kann ich nur bestätigen: die Natur sorgt hervorragend für uns. Eine Ernährungsumstellung lohnt sich. Auf 80 % aller Ärzte und Apotheken könnten wir dann verzichten.
Es ist schon verrückt – wir haben ein Wirtschaftssystem erschaffen, welches davon lebt, erst zu zerstören, damit wir anschließend vom Reparieren leben können – einfach nur absurd. Wir tun uns schwer damit, zu glauben, dass alles gut ist. Dass die Schöpfung vertrauenswürdig funktioniert. Dass für uns gesorgt ist. Ja klar, oft anders als wir denken, aber auch oft besser als gedacht.
Nach diesem Ausflug ins Philosophische möchte ich noch ein wenig aus dem Alltag berichten:
Was alles überstrahlt, ist die Dankbarkeit über das erfolgreichste Jahr in der Geschichte unseres Projektes und die große Freude über unser drittes Enkelkind, das uns mit seinem unerschütterlichen Vertrauen und seinem fröhlichen Lachen immer wieder den Blick weitet für die Größe und die Schönheit des Lebens. Dankbar sind wir auch dafür, dass bisher aus unserer ca. 40-köpfigen Belegschaft niemand an Corona erkrankte. Die seit März extrem gewachsenen Umsätze hätten wir sonst niemals bewältigt. Aber auch die Bereitschaft der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, zahlreiche Überstunden zu leisten, war die Voraussetzung für den diesjährigen Erfolg.
Diesen Erfolg haben wir genutzt und werden wir nutzen, um insbesondere die Löhne unserer Mitarbeiter anzuheben, eine Corona-Sonderprämie zu zahlen und in die Zukunft zu investieren. Ein erster Schritt in eine Zukunft, die aus meiner Sicht davon geprägt sein sollte, Dienstleistungen und nachhaltig erzeugte Lebensmittel deutlich besser zu bezahlen und die Ausgaben für den materiellen Konsum herunterzufahren. Menschen, die in unserer Branche arbeiten und täglich ihren Job genauso zuverlässig erledigen wie Mitarbeiter in technischen Berufen oder in der Industrie, verdienen Schritt für Schritt ebenfalls einen Lohn, mit dem sie umfassend am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Mit einem etwas aufgepeppten Mindestlohn ist das nicht möglich. Durch die Entwicklung der letzten beiden Jahre ist diese Aussicht ein wenig näher gerückt. Daher gilt unser Dank all unseren Kunden, die mit ihrer Bereitschaft, für Bio-Lebensmittel von vielseitigen Höfen aus der Region einen höheren Preis zu zahlen, für diese positive Entwicklung gesorgt haben. Aber auch unseren vielen privaten und geschäftlichen Förderern gilt unser Dank. Die monatlich eingehenden Fördergelder haben uns beflügelt und Mut gemacht. So konnten wir auch personelle Schritte wagen, die uns sonst zu riskant erschienen wären.
Nicht zuletzt war es aber auch die erfolgreiche Kapitalerhöhung im vergangenen Sommer. Das Kapital, das wir vor allem für Zukunftsinvestitionen einsetzen, hat beispielsweise das Brunnenbohren ermöglicht sowie den Kauf von Beregnungstechnik, die wir ausgangs Sommer noch einsetzen konnten. Die Wirkung war deutlich. Den Ertrag für die Kartoffelsorten Belana und Goldmarie konnten wir durch die Beregnung anheben und Weißkohl, Rotkohl aber auch Wirsing wären ohne Wasser voraussichtlich erneut ein Totalausfall geworden.

Erstaunt waren wir aber auch über die Kartoffelsorten Agria und Solara, die in diesem Jahr eher mehlig ausfallen. Diese beiden Sorten standen auf einem seit 31 Jahren von uns bewirtschafteten steinigen Grenzertrags-Standort auf knapp 600 m über NN – auf dem wohl höchsten Kartoffelacker der Pfalz. Erstaunlich wie sich diese Kartoffeln unter derart extremen Bedingungen ohne Beregnung entwickelten. Leider kämpfen wir, insbesondere bei der Solara, schon seit Wochen mit dem Keimen. Jahrzehntelang konnten wir Kartoffeln im alten Sandsteingebäude bis März problemlos lagern. zukünftig müssen wir mit Kartoffeln ins Kühlhaus. Der Herbst ist einfach zu warm geworden.
Beim größten derzeitigen Projekt der räumlichen Erweiterung treten wir leider noch auf der Stelle. Die Gebäudeerweiterung war noch im August als Neubau im benachbarten Gewerbegebiet geplant, als sich plötzlich die Möglichkeit auftat, ein dort vorhandenes, geeignetes Objekt (erbaut in 2005) zu erwerben. Dieser Erwerb hängt derzeit aber immer noch in der Luft, weil der Besitzer angeblich noch Klärungsbedarf hat. Inzwischen haben wir uns nach fast vier Monaten des Abwartens schon weitgehend von dieser Möglichkeit verabschiedet. Wir betreiben nun parallel die Planungen für einen Neubau. Die Termine, die wir jetzt gesetzt haben, lassen erwarten, dass wir bis spätestens Mitte Februar klarer sehen.
Zwei weitere Projekte, die wir in diesem Jahr zum Abschluss bringen konnten, sind zum einen die Sanierung einer Wohnung der Hof am Weiher AG, in die ich zusammen mit meiner Frau im Oktober einziehen konnte. Hier wurde so manches von unseren Mitarbeitern in Eigenleistung erbracht, sodass der Kostenrahmen weitgehend eingehalten werden konnte. In die durch unseren Umzug freigewordene Wohnung ist nun das junge Paar Jakob und Miriam eingezogen, die seit Sommer 2018 zu unserem Kernteam zählen und so unserem Projekt Hof am Weiher weitere Zukunftsperspektiven verleihen. Zum anderen wurde das Projekt Hofpflastern am Standort Herchweiler in Eigenleistung zum Abschluss gebracht. Eine Riesenerleichterung, insbesondere im winterlichen Alltag.
Soviel für heute. Es gäbe noch viel mehr zu berichten an Schönem und Schwierigem. Ideen und Ziele verfolgen wir viele, doch das berichten wir bei einer anderen Gelegenheit.
Ein großes Anliegen ist es mir, zum Schluss noch einmal Danke zu sagen.
Denn es war zwar ein schwieriges aber vor allem in der Summe ein gutes Jahr. All jene, die wir im Eifer des Gefechts verletzt, unangemessen behandelt oder bei denen wir nicht den richtigen Ton getroffen haben, bitte ich um Entschuldigung. Leider kommt es immer mal wieder vor, dass wir nicht die Nerven haben angemessen zu kommunizieren, weil wir selbst oft mit vielen Dingen im Alltag überfordert sind.
Allen Kapitalgebern danke ich für das Vertrauen, das sie uns und unserer Arbeit entgegenbringen.
Ein friedvolles, gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes, gesundes Neues Jahr wünscht Ihnen im Namen der ganzen Belegschaft

Ihr Kornelius Burgdörfer-Bensel
Vorstand der Hof am Weiher AG und
Kaufmännischer Leiter der Öko-Marktgemeinschaft Saar-Pfalz-Hunsrück GmbH

PS: Nach unserer Lieferpause ist der erste Liefertag im Hauslieferservice Dienstag, der 5. Januar 2021, im Großhandel Mittwoch, der 6. Januar 2021.